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0023 - Die Geistervögel

0023 - Die Geistervögel

Titel: 0023 - Die Geistervögel
Autoren: Jason Dark
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sich.
    Für einen winzigen Augenblick sah der Lokführer die Geistervögel, dann barst die Scheibe mit einem satten Geräusch.
    Der Fahrtwind pfiff in das Innere der Lok, trieb Jim Bannion Splitter gegen Gesicht und Kleidung. Die Haut wurde aufgerissen. Plötzlich war sein Gesicht blutig. Jim wurde durch den Luftzug von seinem Sitz gefegt und zu Boden geschleudert.
    Alles ging so rasch, daß Joe im ersten Moment gar nichts begriff. Dann handelte er instinktiv. Mit einem gewaltigen Sprung erreichte er den schwarzen Bremshebel, riß ihn nach hinten, doch da waren die Vögel schon über ihm.
    Die folgenden Sekunden brachten die Hölle. Räder blockierten, Funken stoben auf. Fahrgäste wurden von ihren Sitzen gerissen und von den frei gewordenen Kräften wie welke Blätter durcheinandergewirbelt.
    Schreie, Panik, Entsetzen!
    Der Zug rutschte weiter über die Schienen. Zum Glück war die Strecke gerade, die Wagen blieben in der Spur. Zu beiden Seiten der langen Wagenreihe stob ein Funkenregen in die Dunkelheit.
    Fahrtwind pfiff in den Wagen. Und im Nu waren die Vögel da.
    Grausam sahen sie mit ihren Totenschädeln aus. Die Reisenden – noch den Schrecken der Vollbremsung in den Gliedern – gerieten nun erst recht in Panik.
    Denn die Vögel griffen an.
    Die häßlichen Mäuler öffneten sich. Scharfe Zähne hackten nach den Menschen, die sich verzweifelt wehrten.
    Keine Minute dauerte der Angriff, doch für die Menschen war es die Hölle.
    Als der Zug endlich stand, zogen sich die Vögel zurück. Wie sie gekommen waren, so verschwanden sie in der Nacht.
    Lautlos und rasch.
    Der Zug stand auf freier Strecke. Jim Bannion hatte den Angriff nicht überlebt. Verkrümmt lag er vor dem Leitstand der Lok.
    ***
    Joe lebte noch. Seine Kleidung war zerrissen, aus zahlreichen Wunden sickerte Blut. Er taumelte zum Telefon und gab einen Notruf ab. Von den Fahrgästen war niemand ums Leben gekommen, doch es hatte Verletzte gegeben.
    »Bleiben Sie so sitzen, Sir. Ja, wunderbar. Und jetzt lächeln. Lächeln bitte…«
    Der Fotograf tänzelte herum wie ein nervöses Rennpferd vor dem Start. Und ich zeigte meine Zähne, setzte mein freundlichstes Lächeln auf.
    Die Jupiterlampen strahlten mich an, unter dem blütenweißen Kragen meines Hemdes sammelte sich der Schweiß, hinter den Scheinwerfern hörte ich die spöttische Bemerkung meiner Freunde, und nur einer lachte.
    John Conolly.
    Seit drei Wochen gehörte der kleine Knirps zur Familie Conolly. Sheila und Bill waren stolz auf ihren Sprößling.
    Ich war Taufpate.
    Onkel John, wie sich das anhörte. Schon richtig alt.
    »Lächeln, lächeln…«
    Die Stimme des Fotomenschen unterbrach meine Gedanken. Ich tat mein Bestes. Der kleine John sollte später schließlich nicht sagen, sein Onkel hätte dumm aus der Wäsche geguckt bei der Taufe. Nein, das wollte ich mir nicht nachsagen lassen.
    Dann knipste der Fotograf endlich. Ich war erlöst. John Conolly krähte vor Vergnügen, schlenkerte mit seinen kleinen Ärmchen und strahlte mich an.
    Ich kam mir dabei ziemlich hilflos vor. Ich wußte gar nicht, wie ich den kleinen Kerl halten sollte, Ich schnitt ein paar Fratzen, versuchte mit den Ohren zu wackeln, und Jonny hatte noch mehr Spaß.
    »Steht dir gut, das Kind!« hörte ich Jane Collins sagen.
    »Ja, du solltest dich dranhalten«, gab Bill seinen Senf dazu.
    »Und ich wüßte schon eine Frau für dich.« Sheila machte es Spaß, mich aufzuziehen.
    »Nimm mir doch mal einer das Kind ab«, sagte ich. »Komme mir bald vor, als wäre ich der Vater.«
    »Das hättest du wohl gern«, grinste Bill.
    Sheila erbarmte sich und nahm mir den kleinen John ab. Prompt fing er an zu weinen.
    Ich stand auf. »Da seht ihr’s«, sagte ich. »Kaum ist er von seinem lieben Onkel John weg, da geht das Geschrei los.«
    »Gib nur nicht so an«, rief Jane und hakte sich bei mir unter.
    Die Tauffeier ging schon in die fünfte Stunde. Morgens die Feier in der Kirche, Mittagessen, anschließend zum Fotografen, und jetzt wollten wir zu Bill fahren.
    Wir – das waren Sheila, Bill, Jane Collins, Suko, der kleine John und ich.
    Im engsten Familienkreis sollte die Taufe stattfinden. Deshalb waren keine weiteren Gäste eingeladen.
    Um die Geburt des kleinen John hatte es Aufregung genug gegeben. Dämonen hatten einen grausamen Plan ausgeklügelt und es beinahe geschafft, Sheila Conolly kurz vor ihrer Niederkunft in die Klauen zu bekommen. Aber nur beinahe.
    Ich hatte den Mächten der Finsternis einen gewaltigen Strich
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