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0016 - In den Klauen der Vampire

0016 - In den Klauen der Vampire

Titel: 0016 - In den Klauen der Vampire
Autoren: Susanne Wiemer
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wurde dieses Wissen hinweggefegt von der Explosion einer Gier, der sich keine Macht der Welt entgegenstellen konnte.
    Wie ein Tier warf sich Morton Danning über sein bewußtloses Opfer, schlug die Zähne in die pulsierende Kehle und begann das warme, sprudelnde Blut zu trinken…
    ***
    Einige tausend Meilen entfernt tobte ein Gewitter über dem Loiretal.
    Blitze zuckten und schienen wie blauweiße Narben den Himmel aufzureißen. Die Konturen der romantischen Hügel verschwammen mit den schwarzen Wolkenbänken und wuchsen zu drohenden Gebirgen. Noch fiel kein Regen, die Luft war erfüllt von schwefeliger Helle. Auf den Zinnen von Château Montagne lag ein eigentümlicher Messingglanz, der die Perspektive verzerrte und das alte Gemäuer unwirklich aussehen ließ wie das Bild eines surrealistischen Malers.
    In der Halle herrschten gedämpftes Licht und behagliche Wärme.
    Professor Zamorra saß zurückgelehnt in einem der tiefen Ledersessel und sog mechanisch an seiner Pfeife. Er lauschte auf die harten, schmetternden Entladungen des Donners. Gewitter beunruhigten ihn normalerweise nicht. Aber heute… Sein Blick glitt zu Nicole Duval hinüber. Sie ging nervös auf und ab, blieb immer wieder vor einem der Fenster stehen und spähte durch die schweren roten Vorhänge. Zamorra kam wieder einmal zu der Erkenntnis, daß er das widersprüchliche Wesen seiner Sekretärin wohl nie ergründen würde. Sie gab sich höchst realistisch. Und unter Realität verstand sie alles, was sie sehen, anfassen oder zumindest unter Oberbegriffe wie Gefühl, Verstand und Logik einordnen konnte. Die parapsychologischen Forschungen ihres Arbeitgebers betrachtete sie als eine Art Tick, der sich mit viel Geduld vielleicht doch noch eines Tages heilen ließ. Aber Gewitter fürchtete sie fast noch mehr als ihren Zahnarzt, obwohl beide ihr noch nie irgendeinen Schaden zugefügt hatten.
    Als sie sich umwandte, hatten sich ihre Augen verdunkelt. Die Goldfunken, die sonst darin tanzten, waren wie weggewischt.
    »Ob wohl auf Hawaii um diese Zeit die Sonne scheint, Chef?« fragte sie ziemlich kläglich.
    Zamorra lächelte. Er wußte, worauf sie anspielte. Bill Flemings Brief lag noch neben dem Kristallascher auf dem Tisch – und es war dieser Brief, mit dem seine eigene Unruhe zusammenhing. Er kannte ihn auswendig. Jedenfalls die wichtigsten Passagen daraus: Du kennst Kitty Silver ja von Deinem letzten Besuch in New York, und ich erzähle Dir sicher nichts Neues, wenn ich Dir sage, daß wir uns glänzend verstehen. Wir planen einen Urlaub auf einer so gut wie unbewohnten Insel von Hawaii. Ich habe das Terrain bereits bei einer kurzen Stippvisite erkundet – es ist das perfekte Paradies, wie geschaffen für Zivilisationsgeschädigte Großstädter. Dir könnte ich es ebenfalls als Medizin verschreiben. Unter Palmen und südlicher Sonne gibt es Geister, mein lieber Zamorra – ich hoffe, Du verzeihst mir die Respektlosigkeit. Und falls Dich selbst die Abwechslung nicht lockt – Deiner reizenden Sekretärin dürfte es sicher guttun, die schattigen Gefilde von Château Montagne für eine Weile mit tropischer Sonne zu vertauschen. Kurz gesagt: Ihr seid herzlich eingeladen! Wir starten bereits übermorgen und hoffen, daß ihr so bald wie möglich dazustoßt. Da es heutzutage selbst in abgelegenen Südseeparadiesen Telefon gibt – die Nummer samt genauer postalischer Adresse steht auf der beiliegenden Karte –, kannst Du uns jederzeit erreichen. Ich hoffe, daß Du Dir einen Ruck gibst, und rechne mit einer positiven Nachricht. Einstweilen herzliche Grüße Dein Freund Bill
    Zamorra sog langsam und nachdenklich an der Pfeife. Draußen hatte es inzwischen zu regnen begonnen. Schwere Tropfen klatschten gegen die Fensterscheiben, selbst durch die geschlossenen Vorhänge war der Widerschein der grellen Blitze zu sehen. Der Professor runzelte leicht die Brauen, als der nächste Donnerschlag mit hartem Krachen niederfuhr, nagte an der Unterlippe und versuchte sich darüber klarzuwerden, warum ihn Bill Flemings Brief schon den ganzen Tag über beschäftigte.
    Ein Urlaub war im Moment weder geplant, noch paßte er in Zamorras Terminkalender. In der nächsten Woche begann in Chicago ein internationaler Kongreß für Grenzwissenschaften, der interessante Begegnungen versprach. Der Professor wollte ihn nicht versäumen. Schon zweimal hatte er sich hingesetzt, um Bill brieflich abzusagen – aber jedesmal hatte ihn irgend etwas daran gehindert, die Nachricht zu
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