Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0016 - Ich gewann die letzte Runde

0016 - Ich gewann die letzte Runde

Titel: 0016 - Ich gewann die letzte Runde
Autoren: Delfried Kaufmann
Vom Netzwerk:
einmal während Ihrer Wache hier das Ding gedreht wurde, muß ich die Botschaft von anderen Leuten bewachen lassen.«
    ***
    Das war es, was mich wurmte. In der Diplomatensprache nennt man es ›in die Wüste schicken‹.
    Ich wurde in die Wüste geschickt. Wenn es ungerechterweise geschehen wäre, hätte es mich nicht einmal so sehr geärgert, aber ich mußte mir selbst eingestehen, daß ich mit einigem Grund abgesetzt wurde. Sie hatten mich und Phil in die Botschaft gesteckt, damit wir einen Einbruch verhinderten. Ich hatte ihn nicht verhindert, und das war ein Versagen und ein Grund, mich in die Wüste zu schicken.
    Am Nachmittag schon hatten uns zwei Kollegen abgelöst. Unsere Sachen befanden sich wieder im Hotel, und wir gingen zu Fathgown.
    Er sah müde aus. Sein ganzer Schreibtisch stand voll mit weißen Gipsabdrücken von Fußspuren. Bei ihm befand sich Jack Trivor, der Experte für solche Spuren war.
    Gemeinsam stürzten wir uns in die Sammlung. Nicht weniger als sieben verschiedene Fußpaare hatte Trivor aus dem Wust der Abdrücke heraussortiert. Welches davon mir gehörte, war leicht festzustellen, denn ich trug noch dieselben Schuhe.
    »Die hier fand ich in der Nähe des Fliederbusches«, erklärte der Experte. »Leider sind es keine vollständigen Abdrücke, nur mal 'ne Spitze, mal 'ne Hacke. Und leider verändern sich Fußabdrücke schnell, wenn jemand anderes darüber trampelt, aber dieser hier stammt von einem Mann, der eine erstaunliche Fußgröße haben muß.«
    Er hielt einen Sohlenabdruck hoch, der so groß war wie mein gesamter Fußabdruck.
    »Gehört wahrscheinlich dem Burschen, der mich niedergeschlagen hat«, sagte ich. »Der Kerl kam mir in der Dunkelheit vor wie ein Berg.«
    Trivor nahm zwei andere vollständige Abdrücke. »Das fanden wir auf dem Mauersims. Es wuchs ein wenig Moos an der Stelle, auf der der Bursche gestanden hat. Normale Schuhe, nichts Besonderes, außer daß es die einzigen Spuren sind, die von richtigen Schuhen stammen.«
    »Und die anderen?« fragte ich.
    »Alles Segeltuchschuhe. Verursachen keinen Lärm.«
    »Alle?« vergewisserte ich mich.
    Er nickte. »Alle.«
    »Das ist komisch. Daß die Leute, die in das Haus eindringen wollen, leise Schuhe tragen, verstehe ich, aber alle bis auf einen?«
    »Nach den Abdrücken müssen es mindestens sechs Leute gewesen sein, falls Trivor nicht ein paar Abdrücke von Angestellten der Botschaft erwischt hat«, stellte Fathgown fest. »Sie sprachen nur von dreien, Mr. Cotton.«
    »Ich sagte, daß es mindestens drei waren«, berichtigte ich, »aber es können mehr gewesen sein. Ich nehme sogar an, daß es mehr gewesen sind. Zwei überfielen mich, einer schlug mich nieder, einer bewachte mich, einer schoß mir die Lampe aus der Hand, und einer war im Zimmer. Das sind sechs. Stimmt genau mit Trivors Spuren überein.«
    »Einziger Anhaltspunkt: Einer von den Kerlen ist riesengroß und wird von seinen Kameraden Tob gerufen«, stellte Fathgown fest und setzte lächelnd hinzu: »Falls wir nicht außerdem nach einem zweiten suchen wollen, der laut Mr. Cotton zwei Köpfe hat. Den müßten wir eigentlich rasch finden.«
    »Nun mal etwas anderes«, sagte ich. »Wollen Sie Phil und mich nach New York zurückschicken, Mr. Fathgown?«
    Er musterte mich. »Nicht gern«, antwortete er. »Sie sind bisher der einzige Mann, der unmittelbaren Kontakt mit der Bande hatte.«
    »Fein, genau das wollte ich hören. Ich mache einen Vorschlag: Geben Sie uns beiden freie Hand, und wir wollen sehen, ob wir die Bande nicht stellen können.«
    »An dem Job arbeitet schon alles, war wir in Washington an Leuten frei haben«, erklärte er.
    »Okay«, antwortete ich, »dann kommt es auf zwei mehr auch nicht an.«
    Er überlegte ein paar Sekunden. »Mir soll es recht sein«, entschied er sich. »Was wollen Sie unternehmen?«
    »Ich werde versuchen, das Pferd von einer anderen Seite aufzuzäumen. Die Burschen stehlen Dokumente, Codes, Verträge. Irgendwer kauft sie ihnen ab. Bleibt die Frage: Erhalten sie die Aufträge vorher, oder suchen sie nach ausgeführter Tat den Mann, der an dem gestohlenen Gut Interesse hat?«
    »Kaum zu beantworten«, sagte Fathgown.
    »Bleiben wir gleich bei unserem Fall«, fuhr ich fort. »Aus der Botschaft sind Aufzeichnungen gestohlen worden, die die Verhandlungen zwischen einer amerikanischen Firma und dem Land des Botschafters wegen der Vergebung von Ölkonzessionen betreffen. Es muß doch festzustellen sein, mit welcher Firma der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher