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0013 - Geister-Roulett

0013 - Geister-Roulett

Titel: 0013 - Geister-Roulett
Autoren: Jason Dark
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sieben. Das heißt, sie war gar nicht mehr richtig zu sehen. Auf dem Feld stand ein Totenschädel mit glühenden Augen. Dicht davor sah ich die Finger einer skelettierten Hand. Sie ragte aus einer schneeweißen Manschette. Diese wiederum lugte aus dem Smokingärmel hervor.
    »Was sagst du nun?« raunte Bill mir zu.
    »Wie sieht das nächste Bild aus?«
    »Es gibt kein nächstes.«
    »Das war’s dann wohl mit der Geisterstunde«, sagte hinter uns der Kollege von der technischen Abteilung.
    »Lassen Sie den Projektor eingeschaltet.« Ich stand auf. »Sie können aber gehen, Mr. Aberdeen.«
    »Okay.«
    Wenig später fiel die Tür hinter ihm zu.
    Ich trat dicht an die Leinwand heran. Bill Conolly war mir gefolgt. »Irre, nicht?«
    Ich hob die Schultern. »Wenn das Bild eine Fälschung darstellt, ist sie auf jeden Fall gut gemacht.« Ich blickte mir den Schädel und die Knochenhand genauer an. Meine Zweifel wurden größer, daß dies eine Fälschung sein sollte. Ich hatte schon sehr oft in meinem abwechslungsreichen Leben Skelette und Gerippe gesehen. Auch lebende. Dies hier auf dem Bild schien tatsächlich echt zu sein.
    Neben der Leinwand befand sich ein Lichtschalter. Ich knipste das Licht an.
    »Woher hast du die Aufnahmen?« fragte ich Bill.
    Er ging auf meine Frage nicht ein, sondern meinte. »Du bist also davon überzeugt, daß die Bilder kein Humbug sind.«
    Ich nickte.
    »Okay, John. Sie kamen gestern Abend mit der Post. Ich wollte dich anrufen, aber du warst nicht da. Absender ist ein William F. Masters, ein schon älterer Mann.«
    »Kennst du ihn?«
    »Nein. Aber Sheila. Masters war ein Freund ihres Vaters. Er hat uns hin und wieder besucht, und wir haben von alten Zeiten gesprochen. Er ist außerdem ein exzellenter Steuerfachmann.«
    »Hat er denn gespielt?« wollte ich wissen.
    Bill schüttelte den Kopf. »Davon hat er eigentlich nie gesprochen. Jetzt wo du fragst, fällt es mir auch auf.«
    »Dann weißt du also nicht, wo sich dieses Casino befindet?«
    »Nein.«
    »Aber wir könnten Masters fragen?«
    »Das schon.«
    »Hast du seine Adresse?«
    »Die weiß ich sogar auswendig.«
    »Ist doch immerhin etwas. Wo wohnt er?«
    »Außerhalb Londons. In der Nähe von Hornsey hat er sein Landhaus. Wir waren einmal da. Aber ich will vorher anrufen, damit er auch zu Hause ist, wenn wir eintrudeln.«
    »Tu das.«
    Wir verließen den Vorführraum. Die Dias steckte Bill Conolly ein. Mit dem Lift fuhren wir hoch in mein Büro.
    Bevor Bill zum Telefonhörer griff, fragte ich grinsend. »Sag mal, mein Lieber, was hält eigentlich die gute Sheila von deinen neuerlichen Aktivitäten?«
    Bill verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. »Begeistert ist sie nicht. Das kannst du dir ja vorstellen.«
    Ich lachte. Schließlich kannte ich Bills Frau. Jetzt, da sie in Umständen war, wehrte sie sich noch mehr dagegen, daß sich ihr Mann in einem neuen Fall engagierte. Aber Bill war nicht der Typ, der sich einfach auf die faule Haut legte. Er mußte Action haben. Da waren er und ich verwandte Naturen.
    »Willst du Suko mitnehmen?« fragte er noch.
    Ich schüttelte den Kopf. »Der ist heute anderweitig beschäftigt. Nimmt seine Harley auseinander. Er wollte schon immer mal sehen, ob er sie auch wieder zusammenbauen kann. Vielleicht behält er einige Schrauben übrig. Das weiß man ja nie.«
    Bill lachte – und wählte Masters’ Nummer. Ich verkürzte mir die Wartezeit mit einer Zigarette.
    Bill bekam Masters rasch an die Strippe. Als er schon nach wenigen Worten den Hörer auflegte, strahlte er. »Wir können«, erklärte er mir und rieb sich voller Tatendrang die Hände.
    ***
    Über den Rand des Glases hinweg sah William F. Masters die ihm gegenübersitzende Frau an.
    Frau? Nein, das war eigentlich nicht der richtige Ausdruck für diese außergewöhnliche hübsche Person.
    Sie war eigentlich noch ein Mädchen. Das Alter lag so um die Zwanzig. Korkenzieherartig fielen die rotblonden Locken auf den Schulterstoff der duftigen Bluse. Der dunkle knielange Rock war aus feinstem Material, und auch das Bolero-Jäckchen aus Wildleder war nicht gerade billig. Die Nägel der langen Finger glänzten matt. Die Augenbrauen hatte das Mädchen ein wenig getönt. Es stand ihr jedoch ausgezeichnet.
    Jedes Männerherz hätte sicherlich beim Anblick dieses Geschöpfs einen Sprung überschlagen.
    Sie prostete Masters zu. »Auf dein Wohl, William«, sagte sie und benetzte nur die vollen roten Lippen.
    Masters leerte das Glas mit einem
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