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0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen

Titel: 0012 - Ich - und der Mörder ohne Waffen
Autoren: Delfried Kaufmann
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der achttausend Dollar noch am ehesten ein Verbrechen vermuten ließ, aber wir hatten bisher nicht mehr herausgefunden als die Polizei, also nichts. Und jetzt gingen wir zu Charlot Canzer. Ich habe diese Besuche bei Hinterbliebenen immer gefürchtet.
    Ich hatte mich schon ein paar Tage lang mit Phil über das unterhalten, was Leute wie Barrymore, Miss Bend, Mrs. Canzer und die Thompers in jene Klubs trieben, und ich will gehängt werden, wenn er mir darauf eine befriedigende Antwort gegeben hatte.
    »Solche Leute wird es immer geben«, sagte Phil, »und es wird immer Leute geben, die ihnen nachlaufen. Die Sehnsucht nach dem Wunderbaren wohnt tief in den Menschen. Sie mischt sich mit der Sucht nach Sensation, mit dem Bedürfnis, das eigene Leben als besonders wichtig zu betrachten, mit der Langeweile des Reichtums und oft mit der Angst vor dem Tode. Schick solchen Menschen den richtigen Mann in den Weg, der sie überzeugt, daß er ein Auserwählter ist und der ihnen verspricht, sie zu Auserwählten zu machen, so werden sie ihm schnell nachlaufen. Wenn er ihnen bietet, was sie wollen, eine spiritistische Sitzung mit dem Erscheinen Verstorbener, Weissagungen aus der Vergangenheit, Wunder in irgendeiner Form, so werden sie seine Anhänger, die sich für ihn in Stücke hacken lassen.«
    »Und für ihn Selbstmord begehen?« fragte ich.
    Phil zuckte mit den Achseln. »Vielleicht. Aber ich glaube nicht, daß Mr. High das gemeint hat, als er uns mit der Untersuchung der Morde beauftragt hat. Es muß nicht unmittelbar ein materieller Vorteil für den Mann im Hintergrund, der — vielleicht — am Tode der fünf Leute Schuld trägt, herausspringen. Es genügt, um in unserer Sprache zu reden, wenn er sie so verrückt gemacht hat, daß sie es als eine großartige Tat ansahen, als sie sich selbst umbrachten.«
    ***
    Auf unser Läuten öffnete uns ein schwarzes Hausmädchen in Trauerkleidung. Wir fragte, ob wir Miss Charlot Canzer sprechen könnten, aber das Mädchen sagte, daß sich gerade der Rechtsanwalt und Vermögensverwalter bei ihr befände.
    »Genau richtig«, antwortete ich und zeigte meinen Ausweis. »Vielleicht kann der Herr uns einige Auskünfte geben.«
    Das Mädchen ließ uns ein. Wir mußten in der Halle warten, wurden aber dann in den Arbeitssalon der Verstorbenen geführt, wo die zweiundzwanzigjährige Charlot uns empfing. Der Mann neben ihr stellte sich als Arthur Freeber vor.
    Er mochte etwas über vierzig sein. Mit seinem kleinen dunklen Schnurrbart und den silbergrauen Schläfen, seinem gepflegten Teint und den kräftigen Händen paßte er ausgezeichnet als Held in jeden Mädchentraum.
    Sicherlich gab es Leute, die Charlot Canzer hübsch nannten. Sie hatte blondes Haar, eine nette Figur, ein glattes Gesicht und blaue Augen, aber mir gefiel sie nicht besonders. Es war etwas von einer milden Hysterie an ihr, und der Ausdruck ihres Blickes war zu töricht und schwärmerisch zugleich.
    Natürlich war sie in Trauerkleidung, und auch Mr. Freeber trug einen dunklen Anzug, wobei er allerdings mittels einer leicht getönten Krawatte den Abstand zu den Ereignissen betonte. Wirklich, es war alles sehr vornehm, einschließlich der Stühle, die uns angeboten wurden, so daß ich mich kaum darauf zu setzen wagte.
    »Bitte, meine Herren?« fragte Miss Charlot. Ihre Stimme piepste ein wenig wie die eines Kükens.
    Ich überließ Phil die Führung der Unterhaltung. Er machte das sehr gut. Er drückte sein Bedauern aus, bat für die Störung um Verzeihung, versicherte, wie unangenehm es ihm sei, schon jetzt mit lästigen Fragen kommen zu müssen, murmelte einiges von notwendiger Pflichterfüllung und rührte endlich an den Kern der Sache.
    »Ihre Mutter, Miss Canzer, gehörte einer Reihe von Vereinigungen an, die sich in der unterschiedlichsten Form mit der Seele des Menschen befaßten, auch mit seinem Weiterleben nach dem Tode. Sicherlich hat Ihre Mutter häufiger mit Ihnen über ihre Interessen in dieser Richtung gesprochen.«
    »Nicht so sehr oft. Sie sagte immer wieder, ich sei noch zu jung, um an diesen letzten Geheimnissen teilzuhaben.«
    »Hat sie Sie nie zu Zusammenkünften mitgenommen?«
    »Einmal zu einem Tee in den Räumen der Geist- und Leben-Gesellschaft, aber es ging zu wie bei jeder Teegesellschaft, nur daß sie sich ständig über so scheußliche Dinge wie Ankündigungszeichen und Geistermaterialisation unterhielten.«
    »Fanden Zusammenkünfte dieser Art auch hier statt?«
    »Nein, nur Thompers kamen von Zeit zu
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