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0010 - Das würgende Skelett

0010 - Das würgende Skelett

Titel: 0010 - Das würgende Skelett
Autoren: A.F. Morland
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wie ein grauer zerschlissener Mantel.
    Die vier Männer zögerten, als sie die Mauer erreichten. Keuchend starrten sie einander an. Schweiß glänzte in ihren Gesichtern. Jeder wartete darauf, daß der andere den entscheidenden Schritt machen würde.
    »Was sollen wir nun tun?« fragte ein untersetzter Mann mit den kräftigen Händen eines Schwerarbeiters.
    Ein schlanker Vierziger schüttelte unangenehm berührt den Kopf.
    Er kniff die Augen zusammen und blickte über die Mauer auf den Friedhof.
    »Also, ich geh’ da nicht weiter.«
    »Ich auch nicht«, sagte der dritte.
    »Wollt ihr diesen Klappermann wirklich entkommen lassen?« fragte der vierte entrüstet.
    »Du hast gesehen, daß er weder verwundbar noch niederzuringen ist«, sagte der zweite.
    »Verdammt unheimlich ist das«, sagte der erste.
    »Ich krieg’ schon ‘ne Gänsehaut, wenn ich nur über die Mauer gucke«, seufzte der zweite. »Wenn wir diesen Friedhof betreten, kehren wir nicht mehr lebend zurück, ich fühle das! Deshalb gehe ich keinen Schritt mehr weiter. Meinetwegen soll dieser Spuk durch ganz New York geistern. Wenn ihr ihn noch weiter verfolgen wollt, dann laßt euch nicht aufhalten. Aber mit mir könnt ihr nicht rechnen. Ich habe Angst. Jawohl! Ich bin nicht feige, das zu gestehen. Ich habe lausige Angst!«
    Das hatten auch die drei anderen Männer.
    Sie gaben auf und kehrten in das Beerdigungsinstitut zurück.
    ***
    »Gute Nacht, Baby«, sagte Bill Fleming lächelnd.
    Das Baby war dreiundzwanzig, hatte strohblondes Haar, eine gute Figur, einen kirschroten Mund und Augen, die so klar wie ein Gebirgssee waren.
    »Gute Nacht, Bill«, hauchte das Mädchen, rutschte näher an ihn heran und küßte ihn auf den Mund. Er schlang seine Arme um sie, drückte sie fester an sich, genoß den Duft ihres herben Parfüms, der sich schwer auf seine Lungen legte und ihn benommen machte.
    Sie löste sich von ihm.
    Auch Bill stieg aus dem Wagen. Eng umschlungen gingen sie bis vor das Haus, in dem Bills Freundin im vierten Stock eine Wohnung hatte. Es brannte oben Licht, denn sie wohnte nicht allein da, sondern mit einer guten Freundin. Deshalb war es ihr nicht möglich, Bill noch auf einen Kaffee mit hinaufzunehmen.
    »Vielen Dank für den herrlichen Abend, Bill«, flüsterte sie. Er spürte den warmen, sanften Druck ihres Körpers. Sie schlang ihre zarten nackten Arme um seinen Hals, küßte und küßte ihn immer wieder.
    Er versprach ihr demnächst einen noch viel schöneren Abend.
    Und er versprach, sie in den nächsten Tagen anzurufen. Sie sagte ihm, daß sie mit Sehnsucht auf diesen Anruf warten würde.
    Dann holte sie den dicken Schlüssel aus ihrer Handtasche, führte ihn ins Schlüsselloch, drehte ihn herum und verschwand hinter der nüchternen Haustür.
    Lächelnd und träumend wandte sich Bill Fleming um.
    Bill Fleming, der Historiker und Naturwissenschaftler. Ein an und für sich nüchterner, kluger Kopf. Dieser Bill Fleming war bis über beide Ohren verliebt.
    Er ging zu seinem Wagen zurück.
    Als er ihn beinahe erreicht hatte, vernahm er plötzlich ein knirschendes Geräusch hinter sich. Ohne mißtrauisch zu sein, wandte er sich um. Man konnte diese Reaktion eher als Neugierde bezeichnen.
    Ein häßlicher Kerl sprang ihn an. Bill sah in der rechten Faust des Burschen etwas aufblitzen und spürte die Messerspitze schon in der nächsten Sekunde schmerzhaft an seiner Kehle.
    Der Kerl sah verwahrlost aus. Er trug zerschlissene Jeans, schief gelaufene Sandalen an den nackten Füßen, einen schlotternden Pulli mit Rundkragen, aus dem ein dürrer Hals ragte. Sein Kopf glich dem eines Raubvogels.
    Hunger und Gier funkelten in seinen pechschwarzen Augen. Karies hatte seine schrägen Zähne zerfressen. Er hatte einen widerlichen Mundgeruch, der Fleming den Atem nahm.
    »Hübsch still, Freundchen!« fauchte der Kerl.
    Bill regte sich nicht. Das Messer an seiner Kehle bohrte sich schmerzhaft in die Haut. Bill begann zu bluten. Die Hand, die das Messer hielt, zitterte.
    Fleming glaubte zu wissen, mit was für einer Type er es zu tun hatte. Der Kerl war süchtig. Und er brauchte dringend Geld, um sich neuen Stoff zu kaufen, ohne den er nicht mehr leben konnte.
    »Was soll das?« fragte Fleming scharf.
    »Schnauze, ja?«
    »Tu gefälligst das Messer weg, verdammt noch mal!« zischte Bill furchtlos. Es wäre völlig verkehrt gewesen, jetzt knieschlotternd Angst zu zeigen.
    »Das Messer bleibt.«
    »Du willst Geld, eh?«
    »Erraten«, sagte der Kerl lachend. Er
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