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0004 - Im Totenreich der Ghouls

0004 - Im Totenreich der Ghouls

Titel: 0004 - Im Totenreich der Ghouls
Autoren: A.F. Morland
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seitlich, als wären sie Räder, die an einem Wagen lehnten.
    Vladek Zemetkin ging schneller.
    Die innere Unruhe trieb ihn zu immer größerer Eile an. Sein Blick fiel auf einen Spaten, den der Totengräber hier vermutlich vergessen hatte. Achtlos lag er auf dem Boden. Das Spatenblatt war mit lehmiger Erde bedeckt.
    Aufgeregt und besorgt näherte sich Zemetkin dem Grab seiner geliebten Frau.
    Je näher er kam, desto mehr wurde es für ihn zur Gewißheit, daß mit diesem Grab etwas nicht stimmte.
    Er dachte an Vandalen. Hatten sie es zerstört, verunstaltet, geschändet?
    Atemlos und entsetzt erreichte er das Grab.
    Namenlose Verzweiflung verzerrte sein altes, faltenreiches Gesicht.
    Der frische Erdhügel war aufgewühlt. Die Erde war hinter den Grabstein geworfen worden. Der Sarg, in dem Zemetkins tote Frau lag, war freigelegt und aufgebrochen worden.
    Furchtbarer Verwesungsgeruch stieg aus dem schmalen Schacht des Grabes.
    Zemetkins Haare standen vor Grauen zu Berge. Ein wahnsinniges Entsetzen schüttelte ihn und drohte ihn umzubringen.
    Was er in diesem schrecklichen Augenblick sah, war so furchtbar, daß es ihn an den Rand des Irrsinns trieb.
    Ein Wesen hockte im Grab seiner Frau.
    Ein abscheulicher, ekelerregender Ghoul - aus einer schleimigen, gallertartigen Masse bestehend - hockte auf Zemetkins toter Frau…
    ***
    Zur Stunde dieses schaurigen Vorfalls rief Professor Zamorra noch einmal den Heathrow Airport an. Diesmal meldete sich in der Fundstelle eine melodiöse weibliche Stimme.
    Zamorra trug sein Mißgeschick erneut vor.
    »Bedaure, Sir«, sagte das Mädchen mit der angenehmen Telefonstimme. »Ein solcher Koffer wurde bis jetzt noch nicht abgegeben. Es hat auch niemand angerufen. Vielleicht versuchen Sie es morgen noch einmal.«
    »Es wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben«, sagte Zamorra zähneknirschend.
    »Wie bitte, Sir?«
    »Ja. Ich werde es morgen noch mal versuchen. Vielen Dank, Miß.«
    »Bitte, Sir. Gern geschehen.«
    Zamorra legte den Hörer in die Gabel. Nachdenklich und nervös nagte er an der Unterlippe, während er mit den Fingern einen wilden Rhythmus auf den Tisch trommelte. Bills Tip fiel ihm ein.
    Er hob ab und ließ sich von der Hotelvermittlung mit dem nächsten Annoncenbüro verbinden.
    Wieder sprach er mit einem Mädchen, dessen sympathische Stimme ein wenig beruhigend auf ihn wirkte.
    Er diktierte ihr einen Annoncentext, den er in sämtlichen Londoner Zeitungen erscheinen lassen wollte.
    »Für die morgige Ausgabe geht das aber leider nicht mehr, Sir«, sagte das Mädchen freundlich. »Annahmeschluß für Inserate ist…«
    »Dann sollen die Annoncen eben übermorgen erscheinen«, sagte Zamorra nervös.
    »Wird gemacht, Mr. Zamorra.«
    »Gut…«
    »Sie bekommen von uns dann je ein Belegexemplar und die Rechnung übermittelt.«
    »Vielen Dank«, sagte Zamorra und legte auf.
    Der Verlust des Koffers lag ihm schwer im Magen. Besser gesagt: Der Verlust des silbernen Amuletts machte ihm große Sorgen. Alles andere war zu ersetzen.
    Er blickte auf seine Armbanduhr.
    Es war noch genügend Zeit, um ausgiebig essen zu gehen.
    Zamorra verließ das Hotel. Er setzte sich in den beschafften Leihwagen - einen goldfarbenen Citroën DS 21 - und fuhr zu einem nahe gelegenen Nobelrestaurant namens Barby, in dem er nicht zum erstenmal speiste.
    ***
    Vladek Zemetkin stieß einen wahnsinnigen Verzweiflungsschrei aus. Die drei Tulpen entfielen seinen kraftlosen, zuckenden Fingern. Er taumelte. In seinen Ohren lag ein schmerzhaftes Dröhnen. Der Friedhof fuhr um ihn herum Karussell. Immer schneller.
    Entsetzt und mit weit aufgerissenem Mund fuhr sich Zemetkin mit der rechten Hand an das stechende Herz, das ihn in diesem schrecklichen Augenblick im Stich lassen wollte.
    Die umliegenden Gräber rasten förmlich an seinen Augen vorbei. Ächzend brach er zusammen, doch er kämpfte gegen die schwarze Ohnmacht an, die ihn mit ihrem riesigen Maul verschlingen wollte.
    Keuchend versuchte er sich aufzurichten. Er hustete und weinte zugleich. Seine Finger berührten den Spatenstiel. In seiner grenzenlosen Verzweiflung packte Zemetkin den Spaten, riß ihn hoch, kam wankend auf die unsicheren Beine und näherte sich, heulende Laute ausstoßend, dem aufgewühlten Grab.
    Schreiend stürzte er sich auf den grauenvollen Leichenfresser, der eben aus dem offenen Grab kriechen wollte.
    Von allen Dämonen, die unsere Erde bevölkern, ist der Ghoul das widerlichste Monster, das es gibt. Es ist ihm möglich, menschliche
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