Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0004 - Im Totenreich der Ghouls

0004 - Im Totenreich der Ghouls

Titel: 0004 - Im Totenreich der Ghouls
Autoren: A.F. Morland
Vom Netzwerk:
die ihn einen Scharlatan, einen Schwindler und einen Betrüger nennen. Er ist bereit, seine phänomenalen Fähigkeiten unter den schwierigsten Bedingungen unter Beweis zu stellen. Eine Manipulation ist unter den Augen so vieler Wissenschaftler einfach unmöglich.«
    Bill trank sein Glas aus.
    »Einer dieser Wissenschaftler bist du, nicht wahr?« fragte er den Professor.
    Zamorra nickte. »Ich habe mich über die Einladung des Instituts sehr gefreut und fühle mich auch sehr geehrt.«
    »Wann wird der Zauber steigen?«
    »Wir starten morgen mit den ersten Versuchen.«
    »Dann bist du heute abend also frei.«
    »So frei, wie man nur sein kann«, sagte Zamorra lachend.
    »Machen wir zusammen 'ne Beule?« fragte Bill und blinzelte schelmisch.
    »Und was wird aus deinem Festbankett?«
    »Ich meine, gleich anschließend. Die Feier läuft im Imperial ab und dauert bis einundzwanzig Uhr. Danach zeigen wir den Londoner Snobs mal, was wir unter Leben verstehen. Besorg dir einen Leihwagen und hol mich um neun ab. Alles, was anschließend gegessen und getrunken wird, geht selbstverständlich auf meine Rechnung.«
    Die Freunde besiegelten das Vorhaben mit einem zweiten Scotch. Nach dem dritten Drink mußte sich Bill Fleming zurückziehen, um sich in seinen neuen Maßsmoking zu zwängen.
    ***
    Langsam brach die Dämmerung an. Das Tageslicht wurde diesig und diffus. Am Himmel hingen dicht gedrängt schiefergraue Regenwolken, die sich noch nicht entschließen konnten, ihre Schleusen zu öffnen. Ein kühler Wind strich über den stillen Friedhof. Er heulte in den Grüften und zerwühlte Ziersträucher, gestutzte Büsche und dichtbelaubte Baumkronen.
    Vladek Zemetkin war ein schmächtiges Männchen in einem zerknitterten Straßenanzug, dessen Farbe zwischen Schwarz und Dunkelgrau lag. Er hatte dichtes, eisengraues Haar, ein fliehendes Kinn und Augen, die in letzter Zeit viel geweint hatten.
    Mit gramgebeugten Schultern und schlurfenden Schritten ging Zemetkin über den asphaltierten Fahrweg des Friedhofs.
    Zitternd trug er Blumen.
    Sein teigiges Gesicht zuckte ab und zu. Er starrte mit glasigen Augen vor sich auf den Boden und schien der Welt weit entrückt zu sein.
    Vergangene Woche war seine Frau gestorben.
    Vorgestern hatte man sie beerdigt.
    Ihr Tod hatte Vladek Zemetkin zum einsamsten Menschen auf dieser Erde gemacht. Und wenn er den Mut dazu gefunden hätte, dann wäre er seiner Frau wahrscheinlich in den Tod gefolgt.
    Zwei alte schwarzgekleidete Frauen weinten an einem Grab hinter ihren dichten schwarzen Schleiern. Zemetkin bemerkte sie nicht.
    Erst als er sich dem arbeitenden Friedhofsgärtner auf etwa vier Meter genähert hatte, schreckte er aus seinen Gedanken hoch.
    Der Gärtner war ein großer, hagerer Mann, trug einen dunkelblauen Overall und auf dem Kopf eine Baskenmütze. Er belud seinen Schubkarren mit Unkraut, während sich der rotgesichtige Totengräber - auf eine Spitzhacke gestützt - mit ihm unterhielt.
    Sie lachten.
    Zemetkin schüttelte verständnislos den Kopf.
    Wie kann man in dieser unendlich traurigen Umgebung nur lachen? fragte er sich erschüttert.
    Wieder lachten die beiden Männer.
    Zemetkin ging ein wenig schneller, um dem pietätlosen Lachen zu entfliehen. Er bog in einen schmalen Weg ein. Hier war der Boden nicht mehr asphaltiert.
    Vladek Zemetkin seufzte.
    Diesen Weg würde er noch oft gehen. Sehr oft. Jeden Tag, an dem er lebte, denn er hatte sich vorgenommen, seiner verstorbenen Frau täglich frische Blumen auf das Grab zu legen. Immer. Solange er lebte - zumindest aber solange er gesund genug war, um allein hierherzukommen.
    Er wollte hierherkommen und für das Seelenheil seiner Frau beten, wollte ihr Grab besuchen, um das Gefühl zu haben, in ihrer Nähe zu sein - auch wenn sie nicht mehr lebte.
    Traurig und mit vergrämter Miene blickte er auf den bescheidenen Blumenstrauß in seiner Hand. Drei Tulpen und ein bißchen Grünes darum herum. Es war nicht viel, aber vielleicht konnte sich seine Frau noch darüber freuen - vielleicht. Wer weiß, dachte er.
    Während er sich mit schleppenden Schritten dem frischen Grab näherte, befiel ihn eine seltsame Unruhe.
    Der kalte Lufthauch, der über die Gräber pfiff, ließ den alten Mann frösteln.
    Irgend etwas stimmte mit dem Grab seiner Frau nicht. Er konnte nicht sagen, was es war. Er wußte nur mit beinahe hundertprozentiger Sicherheit, daß hier etwas nicht in Ordnung war.
    Die dicken Reisigkränze.
    Sie lagen nicht mehr auf dem Grab, sondern
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher