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0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf

0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf

Titel: 0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf
Autoren: Delfried Kaufmann
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kein Geld mehr besaß, um neuen Stoff zu besorgen, drohte ihm der Verlust seiner ganzen Organisation, dieses mühsam aufgezogene Netz von Groß-, Zwischen-, Kleinhändlern und Verteilern.
    In dieser Situation erinnerte sich Slug Callighan eines alten und angesehenen Onkels, der kinderlos in Glendive saß und der sein beträchtliches Vermögen testamentarisch seinem einzigen Neffen vermacht hatte. Der Onkel war eben fünfundsechzig und erfreute sich einer Bärennatur.
    Solange Callighan selbst im Gelde schwamm, rührte ihn die Gesundheit seines Onkels wenig. Jetzt lag die Sache anders. Er beschloß, seinen Onkel umzubringen.
    Mit äußerster Sorgfalt kochte er sich ein Alibi zurecht. Er organisierte mit Freunden eine Jagdpartie, eine richtige Männersache. Die Beute war gut, und am Abend begannen sie in einer Jagdhütte mitten im Wald, die Callighan gemietet hatte, ein handfestes Gelage. Callighan setzte ihnen Rum vor, in den ein Schlafmittel gemischt war. Sie zechten kräftig, und Slug war der erste, der unter den Tisch taumelte. Als seine Kumpane schliefen, stand er wieder auf, denn er hatte sich natürlich eine Flasche ausgesucht, die kein Schlafmittel enthielt. Er spülte alle Gläser gründlich, schaffte die Flaschen fast eine halbe Meile in den Wald hinein in ein Versteck, das er vorbereitet hatte, und stellte dann reine Alkoholitäten auf den Tisch und richtete die ganze Angelegenheit so zu, wie sie vorher ausgesehen hatte. Er warf sich in seinen Wagen und brauste nach Glendive. Auf halbem Wege hatte er einen alt gekauften Ford stehen. Er wechselte die Fahrzeuge, fuhr in die Stadt und begab sich in das einsame Haus seines Onkels. Er tötete den alten Herrn mit dem Schlag eines schweren Marmorschreibzeuges von dessen Schreibtisch, schleppte ihn aus dem Bett und richtete das Zimmer so her, daß es aussah, als habe ein Kampf stattgefunden. Er drückte dem Toten ein Jagdgewehr in die Hand und erbrach auch eine kleine Kassette und stahl etwas Geld. Dann fuhr er zurück. Er kannte ein sehr tiefes, ausgebaggertes Kiesloch in der Nähe und ließ den Ford hineinrollen. Bei dreißig Fuß Wasser über dem Verdeck durfte er hoffen, daß der Wagen nie gefunden wurde. Mit seinem eigenen Fahrzeug brauste er zur Jagdhütte zurück, fand seine Kumpane in tiefem Schlaf und trank sich jetzt einen echten und rechten Rausch an.
    Der Tod von Callighans Onkel war eine große Sensation in Glendive. Die Zeitungen brachten alles in großer Aufmachung, und natürlich vernahm die Polizei den Neffen, aber sein Alibi war hieb- und stichfest, und der Polizeiarzt bestätigte aufgrund einer Blutprobe, daß Slug zum Zeitpunkt der Tat viel zu betrunken gewesen sein mußte, um auch nur einen Schritt gehen zu können, viel weniger ein Auto zu steuern. Seine Mitbürger sprachen ihm ihr Bedauern und gleichzeitig die Gratulation aus. Dann, achtundvierzig Stunden nach der Tat, erschien bei der Polizei ein Individuum, ein Landstreicher, und seine Aussage ließ Callighans Traum vom Geld, das ihn wieder flottmachen sollte, platzen. Der Landstreicher hatte die Nacht im selben Wald geschlafen, in dem Callighan und seine Leute gejagt hatten. Er war erwacht, als spät in der Nacht ein Mann durch den Wald ging, und war ihm gefolgt. Der Mann hatte etwas versteckt. Der Landstreicher hatte nach dem Fortgehen des Mannes das Versteck untersucht und Whiskyflaschen gefunden, die leer waren bis auf eine, in der sich noch ein Rest befand. Der Landstreicher hatte den Rest schleunigst verschluckt und war daraufhin sanft entschlummert. Zunächst war ihm diese Tatsache nicht weiter aufgefallen, aber dann dachte er, es könne etwas daran sein, und er ging zur Polizei. Man fand das Flaschenlager, und obwohl nur noch Tropfen in den Flaschen waren, knobelten die Kriminallaboratorien das Schlafmittel aus den Tropfen heraus. Callighan wurde verhaftet, als er sich mit dem Notar darüber unterhielt, wann er wohl über die Erbschaft verfügen könnte.
    Er gestand seine Tat nicht ein, aber nun, da sie ihn fest hatten, kamen sie ihm auf alle seine anderen Schliche. Sie stellten ihn vor Gericht und klagten ihn wegen Schmuggels, Rauschgifthandels und Mordes an. Callighan gestand nichts, und die Geschworenen sprachen ihn zwar des Schmuggels und des Rauschgifthandels schuldig, aber sie ersuchten das Gericht, das Verfahren wegen Mordes abzutrennen und neu aufzurollen, da ihnen die Indizienbeweise nicht ausreichend zu sein schienen. Callighan bekam wegen seiner Verbrechen zwanzig Jahre
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