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0002 - Die Totenkopf-Insel

0002 - Die Totenkopf-Insel

Titel: 0002 - Die Totenkopf-Insel
Autoren: Jason Dark
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gern wußte, wieviel Geld gewisse Leute in Großbritannien machten, womit sie es verdienten und wie sie es ausgaben, wurde Proctor überwacht.
    Von Jerry Flint.
    Flint ging systematisch vor. Mit Hilfe des Finanzamtes durchleuchtete er die Geschäfte des Millionärs. Er wußte schnell über Proctors legale Transaktionen Bescheid. Von Neidern und Klatschtanten erfuhr er einiges über das Privatleben des Mannes. Proctor hatte drei Ehen hinter sich. Er war publikumsscheu und arbeitete nur im Hintergrund. Seine Villa in der Nähe von London lag in einem Park, der von einer hohen Mauer umschlossen wurde. Kameras sorgten für eine lückenlose Überwachung. Und eines Tages hatte sich Proctor eine Insel gekauft. Etwa zwanzig Meilen vor der Küste Cornwalls. Mitten im Atlantik. Proctor machte aus der Insel eine Festung. Er baute einen Bunker, in den er sich zurückzog. Dort lebte er mit einem Vertrauten. Und er tat etwas, was Jerry Flint noch mehr überraschte als der Bunkerbau. Er verkaufte seine Firmen. Zu Schleuderpreisen. Er, der große Geschäftsmann, feilschte nicht mehr.
    Natürlich wurde der Geheimdienst jetzt erst recht mißtrauisch. Flint sollte herausfinden, ob sich der Millionär nur einen Spleen leistete, oder ob er ein riesiges Geschäft plante, von dem niemand etwas wissen sollte.
    Jerry Flints Überwachung wurde hautnaher.
    Ein Eiland neben Proctors Insel war bewohnt. Die Schiffahrt wurde hier von einem Funkfeuer geleitet. Zwei alte Seebären, die so leicht nichts mehr erschüttern konnte, betrieben den Funkturm. Außerdem hatte das Militär auf diesem Flecken steinigen Landes einige Depots angelegt. Ein Offizier und zwölf Soldaten waren auf die Insel abkommandiert worden. Alle hatten sich inzwischen an ihren Gast Jerry Flint gewöhnt. So manche Nacht hatten sie in der kleinen Kantine gezecht und davon geträumt, Frauen auf der Insel zu haben.
    Aber das blieb nur ein Traum.
    Die Soldaten hatten eine Bucht provisorisch zu einem kleinen Hafen ausgebaut, sie auch etwas erweitert und gegen die See so abgeschirmt, daß selbst bei Sturm die Motorboote nicht kentern konnten.
    Achtzehn Tage befand sich Jerry Flint schon auf der Insel, als er es leid war, Proctor Island mit dem Feldstecher zu überwachen. Er wollte rüber und sich die Insel einmal aus der Nähe ansehen.
    Als Flint an jenem Spätnachmittag die kleine Kantine betrat, wunderten sich die Gäste, daß er keinen Whisky bestellte.
    »He, bist du krank?« rief ein Sergeant. »Seit wann trinkst du Mineralwasser? Davon kriegt man Läuse in den Bauch, weißt du das?«
    Die anderen Soldaten lachten. Auch Jerry lachte mit. »Laßt mal. Kinder«, sagte er. »Ich habe die ganze vergangene Nacht auf der Brille gesessen. Irgendwie muß ich mir den Magen verdorben haben. Ein scheußliches Gefühl, sage ich euch.«
    »Aber nicht von meinem Whisky«, knurrte der dicke Kantinenwirt und stemmte beide Fäuste in die fetten Hüften.
    »Das habe ich auch nicht gesagt und nicht einmal gedacht«, erwiderte Jerry und lächelte. Dabei wirkte sein jugendliches Gesicht noch jünger. Jerry hatte strohblondes Haar, das jedem Kamm, trotzte. Auf seinem Gesicht verteilte sich eine Unzahl von Sommersprossen. Die Augen waren grünblau, das Kinn sprang eckig vor, und die schmalen Hüften mit den breiten Schultern hätte sich so mancher männliche Filmstar gewünscht.
    Jerry Flint trug bequeme Kleidung. Jeans und Pullover. Der Pullover reichte bis zu den Knien, wenn man an ihm zog.
    Jerry trank sein Wasser, während der Sergeant und die Soldaten den Whisky kippten. »Noch zehn Tage«, rief er, »dann werden wir hier abgelöst. Und dann«, jetzt hämmerte er mit der Faust auf die rohe Tischplatte, »machen wir den Bären los…«
    Grölend stimmten die anderen Soldaten ein. Einer bestellte noch eine Runde.
    Der Wirt hatte alle Hände voll zu tun, die Soldaten ließen die Whiskyrunden immer schneller laufen. Für Jerry Flint bot sich eine günstige Gelegenheit zu verschwinden.
    Niemand bemerkte ihn, als er zur Tür schlich.
    Aufatmend ging Jerry Flint über den schmalen steinigen Weg auf seine Behausung zu. Er schlief mit den Soldaten in einer langgestreckten Betonbaracke. Zwar nicht gerade komfortabel, aber für die kurze Zeit ging es. Strom spendete ein Generator.
    Es war schon dunkel. Jerry Flint hörte das Rauschen der Brandung. Der Wind hatte wieder aufgefrischt. Er heulte um die zackigen Kanten der Felsen. Das Depot mit den Waffen schloß sich an die Wohnbaracke an. Stacheldrahtsperren
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